Mein Arzt fragte mich neulich, ob ich in irgendeiner Form auch belastet sei durch die krisenhafte aktuelle Situation. Ich sagte, dass ich es herausfordernd fänd, mich immer wieder einzuschwingen auf neue Vorgaben, Erlasse und Verbote und die Ausbildung meiner eigenen Einstellungen und meines persönlichen Lebensstils.
Es war im Sommer 20, als wir mit 10 Frauen im Garten saßen und uns austauschten. Die Einen der Meinung man solle es einfach akzeptieren, wie es jetzt eben wäre, man wüsste ja wofür, die Anderen uneinverstanden. Wir haben dann noch über unsere Urlaubserlebnisse gesprochen.
Später dann im Herbst besuchte mich nurmehr eine Freundin. Wir wollten gemeinsam spielen, kamen aber auf die Krise zu sprechen. Das Gespräch entglitt, wir waren inzwischen persönlich auf unterschiedlichste Art betroffen davon.
Kurz vor Weihnachten hatte ich mich zum Telefonieren verabredet. Wir hatten vorher per Kurznachricht abgemacht, dass wir nicht über C sprechen würden. Es war gar nicht so leicht, aber hierin hatten wir immerhin Konsens.
Inzwischen bin so vertraut mit der Krise, dass ich mich umzuschaue, welche Beiträge es zu Gestaltung der aktuellen gesellschaftlichen Situation noch gibt.
Habe Lust, der Ignoranz im Sommer, der Ohnmacht im Herbst und dem Schweigen im Winter etwas Neues anzufügen…
Wissenschaftler, Institute, Journalisten und Experten mit unterschiedlichsten Bewertungen der gleichen Situation haben uns gezeigt, dass es gänzlich unterschiedliche Bewertungen der gleichen Situation gibt. Eigentlich eine Binsenweisheit. Kurz dachten wir, Zahlen – bestenfalls auf einem Diagramm – hätten Absolutheitswert.
Um einen Diskurs über die Verschiedenheiten der Ansichten, über den Wert der Freiheit im Denken und in der Lebensgestaltung zu führen, dafür würde ich mich gern baldmöglichst wieder mit meinen Nachbarn und Freunden treffen.